Dienstag, 25. November 2014

Better to see something once, than to hear about it a thousand times

Meine Reise durch den Norden ist nun vorbei und morgen geht es auch schon wieder zurück in die Heimat!
Aber zuerst einmal zu meinen Erlebnissen der vergangenen zwei Wochen:
Mein erster Ort war La Serena, fast 500 km nordöstlich von Santiago. Ich erwartete eigentlich eine sonnige, warme Stadt, in der ich in kurzen Sachen zum Strand laufen und dann nur im Bikini in der Sonne brutzeln würde. Doch falsch gedacht. Es war zwar tatsächlich ein wenig wärmer als in Concepción, sodass man im T-Shirt oder mit dünner Strickjacke durch die Stadt schlendern konnte, doch im Meer baden war noch undenkbar... zumindest für mich. Am Strand waren nämlich tatsächlich einige kälteunempfindliche und windfeste Wasserratten sowie Surfer. 
Eine weiterere ernüchtende Erkenntnis war, dass es vormittags und teilweise auch bis zum Mittag komischerweise immer bewölkt war. Es war aber nicht "normal" bewölkt. Es sah immer so aus, als würde jemand eine graue faltenfreie Decke über La Serena legen. Immer zum Nachmittag bzw. frühen Abend lichtete sich der Himmel bis schließlich keine einzige Wolke mehr zu sehen war... Irgendwie merkwürdig. Erklären konnte mir das so richtig keiner, aber es soll wohl schon seit einigen Tagen so gewesen sein, dass es vormittags immer nach Weltuntergang aussieht und nachmittags wolkenfrei wie eh und je ist.
So war es auch an jenem Tag, an dem ich um 8.15 Uhr morgens von meinem Tourguide vom Hostel - es war glücklicherweise ein Hostel unter deutscher Leitung, sodass es auch dort keine Sprachprobleme gab - abgeholt wurde, um zur Isla Choros aufzubrechen, wo Humboldtpinguine, Seehunde, Küstenotter sowie unzählige Vögel leben. Nachdem auch die anderen Touristen abgeholt wurden, fuhren wir insgesamt zu 15. in einem Kleintransporter etwa zwei Stunden lang bis zum Punta Choros. Die Fahrt war irgendwie ein wenig wackelig (im wahrsten Sinne des Wortes!!!). Anfangs waren die Straßen noch bestens asphaltiert, sodass es mir eigentlich auch nichts ausmachte, wenn der Fahrer einfach mal um die 50 km/h über der Geschwindigkeitsbegrenzung fuhr und gefährliche Manöver machte, um ach so langsame LKWs zu überholen. Das kannte ich ja bereits in dieser oder ähnlicher Form von chilenischen Busfahrern etc. Also nichts Spektakuläres. Als wir dann aber plötzlich abbogen, uns von der Straße entfernten und auf eine Schotterpiste wechselten, hielt ich dann schon öfter mal den Atem an. Das Auto schwankte von einer Seite zur anderen und wieder zurück. Wäre ja nicht wackelig genug bei solchen Straßenbeschaffungen auf einer geraden Strecke zu fahren... Nein wir mussten uns natürlich in einer bergigen Landschaft (so wie eigentlich überall in Chile) befinden und Serpentinen fahren. Glaubt mir, ich hatte Angst, wirklich Angst! Da beruhigte mich auch der schöne Anblick von vereinzelten Eseln, Ziegen oder Lamas irgendwo im Nirgendwo nicht. Immerhin war ich offenbar nicht die einzige, die sich nicht so ganz sicher fühlte. Sophie, ebenfalls eine deutsche Touristin, die in Hamburg Lehrerin ist und im Moment ein Sabbathjahr macht, saß neben mir und hatte mindestens genauso sehr Angst. 
Endlich in Punta Choros angekommen, stiegen wir dann aufs Boot und fuhren etwa 30 Minuten bis zur Isla Choros. Da diese Insel naturgeschützt ist, durften wir dort nicht an Land gehen, sind aber mit dem Boot so nah, wie es uns möglich war, herangefahren. Dank des schlechten Wetters (grauer Himmel, starker Wind, stürmische Wellen) versteckten sich die meisten Tiere natürlich, sodass ich zwar einige kleine Pinguine herumwatscheln sehen konnte, doch ein wenig getrübt war meine Stimmung schon. Ich hatte viele, viele Pinguine erwartet, die von Fels zu Fels springen und im Wasser nach Fischen suchen würden. Stattdessen blieb mir nur der Anblick von unendlich vielen Vögeln, die auf den schwarzen Felsen, die inzwischen aufgrund des Vogelkots weiß sind, saßen. Noch dazu stank es wiederlich. Man kann sich diesen Geruch einfach nicht vorstellen und das ist vermutlich auch besser so. Das zu riechen wünsche ich echt keinem! 
Nachdem wir dann um die Insel gefahren sind und einige Pinguine, Seeotter und auch Seehunde gesehen haben, waren wir gerade auf dem Weg zur Isla Damas, als plötzlich eine kleine Delfinkolonie von nicht einmal zehn Tieren um unser Boot auftauchte und mehr oder weniger mit uns Fange und Verstecke spielte. Die Delfine sprangen freudig um unser Boot und verschwanden dann mindestens genauso schnell auch wieder. Das hat den Tag für mich zum Glück irgendwie echt gerettet. Auf der Isla Damas angekommen, hatten wir eine Stunde Aufenthalt und glücklicherweise verschwanden genau dann auch alle Wolken. "Glücklicherweise" ist vielleicht nicht ganz das bestgewählteste Wort, denn hätten wir nur etwa 30 Minuten später vom Punta Choros abgelegt, hätten wir auch schon bei den Pinguinen, Delfinen und Co. bestes Wetter gehabt, aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben...
Auf der Isla Damas gibt es keine Fauna (abgesehen von Seemöwen, die gerne auch mal auf einem Fels der Insel Halt machen), sondern nur Flora. Die Flora besteht aber auch hauptsächlich nur aus Kakteen und anderen kleinen Sträuchern. Das Wasser dort ist echt einfach nur kristallklar und blauer als blau! Echt schön! Hätte ich Badesachen dabei und hätten wir mehr Zeit gehabt, hätte ich mich vermutlich doch mal ins Wasser getraut. 
Kleine Bootsanlegestelle auf der Isla Damas
Kakteen, Kakteen und noch mehr Kakteen
Nach der einen Stunde ging es mit dem Boot wieder zurück zum Punta Choros und anschließend zu einem lokalen Restaurant, wo wir zu Mittag aßen. Danach ging es wieder zurück nach La Serena.
In La Serena gab es richtig viele Stände, die frischgepressen Fruchtsaft verkaufen. An einem konnte man sich für umgerechnet noch nicht einmal 2€ drei Früchte aussuchen, die dann zu einem 0,4l Saft zusammengemixt wurden. Richtig cool! Ich habe natürlich jeden Tag einen frischen Saft getrunken, haha. 
Ansonsten gibt es eigentlich nicht großartig viel über die Stadt im Kolonialstil zu erzählen.Schaut einfach selbst!
Die Kathedrale von La Serena
Plaza de Armas
 
Der Leuchtturm von La Serena

Im Anschluss an La Serena ging es mit dem Bus nach San Pedro de Atacama, nochmal fast 1200 km nördlicher. Am Busbahnhof von La Serena wartete ich eine halbe Ewigkeit und kaufte mir eine Empanada, die ich genüsslich aß, während ich nach einem grünen Doppelstockbus Ausschau hielt. Die Busse von der Agentur Turbus, bei der ich die Tickets gebucht hatte, sind nämlich alle grün bzw. fast alle, doch das wusste ich bis zu dem Zeitpunkt nicht. 16.15 Uhr, als mein Bus eigentlich abfahren sollte, sah ich immer noch keinen grünen Bus, jedoch einen weißen Turbus mit der Aufschrift "San Pedro de Atacama", der gerade dabei war, den Busbahnhof zu verlassen. Mit meiner Empanada in der einen Hand, meinem Koffer in der anderen und einem schweren Rucksack auf dem Rücken, rannte ich hin und machte auf mich aufmerksam, haha. Bitte stellt euch das nicht bildlich vor, es muss schrecklich, für jeden auf dem Busbahnhof aber vermutlich höchst amüsant, ausgesehen haben. Der Busfahrer hielt an und nahm mich zum Glück auch noch mit. Geplant war eine etwa 16-stündige Fahrt, die sich aber auf bis zu 19 Stunden hinauszog, weil wir nachts einen Platten hatten, sodass der eine Reifen gewechselt werden musste. Dennoch war es komischerweise die entspannteste Busfahrt, die ich bisher hatte. Ich hatte zwei Sitze für mich und der Servicemann war der freundlichste, den ich je hatte. Wir bekamen regelmäßig Essen und Trinken und als ich einmal einschlief, deckte er mich sogar zu und zog die Vorhänge vor meinem Fenster zu. Das nenne ich wahren Service!
In San Pedro de Atacama erwartete mich die langersehnte Hitze und Sonne. Es war so heiß, dass ich sofort meine Sommersachen ausgepackt und angezogen hatte. Natürlich habe ich vergessen mich einzucremen, sodass ich gleich nach dem ersten Tag einen Sonnenbrand auf den Schultern hatte, haha. San Pedro de Atacama ist ein echt schönes Dörfchen, natürlich aber total touristisch. Am Anreisetag habe ich mir nur das Dorf angesehen und bin dann relativ früh ins Bett gegangen, weil ich am nächsten Morgen bereits um 4.30 Uhr vom Hostel abgeholt werden sollte. 
In den Straßne von San Pedro de Atacama
Plaza de Armas
Lama und ich
Noch ein Lama
Kirche von San Pedro de Atacama
Ich hatte nämlich die Tour zu den Tatio-Geysiren gebucht. Also war ich morgens um 4.30 Uhr bereit und wartete vor dem Hostel geschlagene 30 Minuten in der Kälte. Im Bus erklärte unser Guide dann, dass die Tatio-Geysire die drittgrößten Geysire der Welt und die höchstgelegenen seien in über 4200 Metern. Dementsprechend kalt würde es sein. Er schätzte, dass die Temperatur auf der Höhe um den Gefrierpunkt sein würde und so war es auch. Natürlich wusste ich all die Sachen vorher nicht, sodass ich gar nicht warm genug angezogen war und die ganze Zeit fror. Na suuuper... In der Höhe hatte ich dann auch noch einige Probleme mit der dünnen Luft, sodass ich beinahe ohnmächtig geworden wäre. Zum Glück schaffte ich es jedoch rechtzeitig mich abzustützen, um dann ruhig tief ein- und auszuatmen. Es gab dann glücklicherweise auch direkt ein Frühstück mit Keksen, Brot, Kuchen, Kaffee und Koka-Tee, der in der Höhe echt hilft. Ich hatte mich immer gefragt, ob man alleine vom Koka-Tee trinken irgendwie benebelt sein würde, schließlich wird Kokain ja aus Koka hergestellt. Doch ich spürte nie irgendetwas. Also eher nein.
Dort oben war es trotzdem echt atemberaubend. Die Geysire haben ein wenig gewärmt und meine Gruppe war auch echt lustig. Wir waren etwa 20 Leute (davon bestimmt mindestens die Hälfte Deutsche, haha) und verstanden uns alle blendend, sodass wir alle Spaß hatten. Ich lernte dort auch Luisa kennen, die ebenfalls im vergangenen Schuljahr ihr Abitur absolviert hatte und nun alleine durch das Land reist. 
Nachdem wir bei den Tatio-Geysiren waren, sind wir zu einem 5-Einwohnerdorf namens Machuca gefahren. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einigen Lamas und Vicuñas vorbei. Angekommen, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, das erste Mal Lamafleisch am Spieß zu probieren. Dazu aß ich noch eine Sopaipilla gefüllt mit Ziegenkäse. Ich muss zugeben, dass das Lamafleisch anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig war, aber eigentlich doch ganz gut schmeckte.
Vicuñas
Noch mehr Vicuñas
Lamaspieße
Am Nachmittag nahm ich an einer weiteren Tour teil zu der Valle de la Luna (Mondtal). Wir fuhren auch zur Valle de la Muerte (Todestal) und genossen dann anschließend mitten in der Wüste den wundervollen Sonnenuntergang.

Las Tres Marias
Las Tres Marias

Valle de la Muerte
Leider unscharf :(


Den darauffolgenden Tag verbrachte ich damit, ganz entspannt auszuschlafen, einige Souveniers zu kaufen und mich in San Pedro de Atacama zu sonnen.
Auf den darauffolgenden Tag hatte ich mich schon sehr gefreut. An jenem Tag stand nämlich meine Tour zur Salar de Atacama (Salzwüste) und zu den Lagunas Altiplánicas an. Ich wurde wieder von einem Tourguide vom Hostel abgeholt und musste erstaunt feststellen, dass es meine allererste Tour in Chile ist, bei der ich die einzige bin, die aus Deutschland kommt. Normalerweise wimmelt es in Chile nur so von deutschen Touristen. Komisch komisch, haha. Unser Guide war ein Ureinwohner von San Pedro de Atacama und kannte sich dort in der Umgebung bestens aus. In der Salar de Atacama sahen wir einige Flamingos und viele, viele Geckos.
Nummer 1
Nummer 2
Auch die darauffolgenden Lagunas Altiplánicas (Meñiques und Miscanti) waren atemberaubend. Das Wasser war blau und an den Ufern standen Vicuñas (auf deutsch heißen die, glaube ich, Vikunjas), die aus den Seen tranken.

Laguna Meñiques
Laguna Miscanti
Im Anschluss sind wir dann zu dem Dörfchen Socaire gefahren, wo wir eine alte Kirche besuchten und zu Mittag aßen.
Die alte Kirche San Santiago von Socaire
Danach sind wir in das kleine Dörfchen Toconao gefahren, wo wir zwei Lamas besuchten und sogar einen kleinen Sandwirbelsturm sahen. Das war ein kleines Highlight für mich. Noch nie zuvor hatte ich so etwas gesehen.
 
Sandwirbelsturm
Eine weitere Sache, die irgendwie merkwürdig war, war die, als wir uns in der Nähe eines Vulkans befanden, hielt unser Guide mitten auf der Straße an und schaltete den Motor aus. Das, was er uns danach zeigte, brachte uns alle zum Staunen. Obwohl es bergauf ging, fuhr unser Kleintransporter, ohne, dass der Guide Gas gab. Er hatte den Motor definitiv aus und lediglich nicht die Handbremse gezogen, sodass das Auto den Berg hinaufrollen konnte. Da wir das alle nicht richtig glauben konnten, fuhren wir die Strecke noch einmal hinunter, um es uns ein zweites Mal anzusehen. Diesmal fuhren wir sogar rückwärts den Berg hoch. Richtig merkwürdig!
Zum Schluss ging es wieder zurück nach San Pedro de Atacama und bereits während des Ausflugs beschlich mich irgendwie das komische Gefühl, dass der Tourguide mich ganz nett (ein wenig zu nett) finden würde und dieses Gefühl bestätigte sich dann schließlich, als er mich fragte, ob er mich auf ein Pisco Sour einladen könne. Er wollte mich um 19 Uhr vom Hostel abholen, doch schließlich bin ich nicht mit ihm abends weggegangen. War eh nicht so mein Typ, haha.
Nach San Pedro de Atacama ging es für mich nach Valparaíso, der für mich schönsten Stadt des Landes. Es ist zwar nicht ganz sauber, ein wenig laut und chaotisch, doch Valparaíso versprüht einen Charme, dem vermutlich kaum jemand widerstehen kann. Die Stadt besteht aus einer Vielzahl von Hügeln, wobei der Cerro Alegre und der Cerro Concepción beliebte Orte für junge Menschen, Studenten und Touristen sind. Es gibt dort viele Bars und Restaurants und mittendrin war mein Hostel. Ich war, was das Essen und Trinken sowie Ausgehen betrifft, also bestens ausgestattet. Als mir die nette Dame von der Rezeption mein Zimmer zeigte und mir die Schlüssel übergab, stieg mir auch gleich der starke Geruch von Gras in die Nase. Mein Fenster zeigte nämlich in den Innengarten des Hostels, wo sich alle morgens und abends zum Essen, Quatschen und offenbar auch Kiffen versammelten. 
Ich bestieg einige Hügel in Valparaíso, bin aber auch einmal mit demAufzug einen Hügel hinaufgefahren, schaute mir den ältesten, aber gleichzeitig auch einen der ärmsten Teile der Stadt an, besuchte verschiedenste Märkte sowie Bars und Restaurants und mein Fazit lautet: Dort lässt es sich definitiv gut leben. Am besten lasst ihr euch einfach selbst von den Bildern überzeugen!











Teatro Municipal